Nicht mehr ganz dicht ?!

Ein komplett neu überholter Motor in meinem grünen 72er Opel GT, verliert bereits nach 2 Jahren bei sehr geringer Laufleistung Öl. Und zwar zwischen Motorblock und Getriebeglocke.
Klare Sache: Der hintere Kurbelwellen-Dichtring !

Leider passieren derartig ärgerliche Dinge immer mal wieder.
Die Gründe hierfür können unterschiedlich sein.

Zum einen kann die abzudichtende Lauffläche der sich drehenden Welle schadhaft sein.
Entweder ist dann die Lauffläche (Dichtfläche) eingelaufen oder oberflächenrau.
Beides können Gründe dafür sein, dass auch der beste Wellendichtring hier nicht abdichten kann. Eine Welle kann auch „unrund“ laufen, auch in diesem Fall hat es der Wellendichtring sehr schwer. Bei diesen Problemen hilft oft nur ein Austausch der defekten Welle, da eine langfristige Abdichtung unter den o.g. Bedingungen kaum möglich ist.

Zum anderen, kann aber auch der Wellendichtring selber der Übeltäter sein.
Und das ist leider nicht selten der Fall.
Ohne Frage, nach einem langen strapaziösen Arbeitsleben, darf sich auch der ehemals hochwertigste Wellendichtring irgendwann ölend in den Ruhestand verabschieden.
Aber was ist mit Wellendichtringen, die bereits nach recht kurzer Einsatzzeit schon wieder defekt sind und nicht abdichten?
Mit diesem Thema wollen wir uns hier etwas näher beschäftigen.

Am Markt erhältlich ist eine wirklich große Vielzahl an unterschiedlichen Wellendichtringen. Das ist auch gut so, denn es gibt bekanntlich eine ebenso große Vielzahl an unterschiedlichen Einsatzbereichen.
Es gibt unzählige Bauformen und unterschiedlichste Materialien.
Selbst kleine Unterschiede in der Ausführung können dafür verantwortlich sein, dass ein Wellendichtring „dicht hält“ oder leider „ölt“.

Für unsere Opel Oldies (CIH und OHV) ist die Typenreihe der verwendeten Wedis (Wellendichtringe) recht übersichtlich.
Nahezu einheitlich wurden ab Werk Radial-Wellendichtringe mit einem elastomeren Außenmantel und Metall-Versteifungsring verbaut.
Die Dichtlippe ist federunterstützt und sollte eine zusätzliche Staublippe aufweisen.
Eine herausragende Besonderheit stellt allerdings der vordere Wellendichtring des 4 Gang-Schaltgetriebe (CIH Modelle) da.
Dieser Sonderling ist dann auch bei kaum einem Großhersteller im Programm auffindbar.

Getriebedichtring vorne, ein Sonderfall


Weiterhin sind nahezu alle Opel-Wedis mit einem zusätzlichen Abstreifdrall versehen. Bei tadellosen Wellen funktioniert es zwar auch ohne diesen Drall, aber optimal ist das nicht. Logischerweise muss dieser Drall natürlich die richtige Seite aufweisen.
Das bedeutet, dass z.B. die Kurbelwellen-Dichtringe, gegenläufige Abstreifer aufweisen müssen.

Abstreifdrall, auf die Richtung kommt es an

Silikon, EPDM, FKM, Pu´s....was denn nun ?

Für unsere Opel-Klassiker werden Dichtringe in verschiedenen Materialien angeboten.
Jedoch sind nicht alle wirklich die erste Wahl.
z..B. ein hinterer Kurbelwellen-Dichtring aus NBR funktioniert zwar, es ist allerdings fraglich wie lange er diesen Einsatzbereich überlebt.
Unglücklicherweise werden im KFZ-Teilehandel bei vielen Wellendichtringen, keine Angaben zum verwendeten Material und deren Eigenschaften gemacht.

No Name Kurbelwellendichtringe aus unbekannter Herstellung. Ohne jeglichen Hinweis um welches Material es sich handelt.


Kleine Materialkunde

NBR

NBR ist ein Nitril-Butadien-Kautschuk. Diese Wellendichtringe sind sehr häufig am Markt und sie werden teilweise zu sehr günstigen Preisen angeboten.
Der Maximal-Temperaturbereich bei NBR-Wellendichtringen liegt bei etwa +100° bis +120°. An der Motorkurbelwelle montiert, kämpft ein NBR-Wellendichtring also knapp am Hitzetod.
Aus diesem Grund verwenden Markenhersteller wie z.B. Reinz, Elring (und andere), keine NBR-Dichtringe in diesem Bereich.

FKM

FKM ist ein Fluor-Kautschuk. Das Material ist zwar teurer als z.B. NBR, aber es ist auch deutlich hitzebeständiger.
Wellendichtringe aus FKM vertragen einen Temperaturbereich bis etwa + 200° bis +230°.
Außerdem sind sie sehr beständig gegenüber allen Fetten und Ölen (auch gegen z.T. aggressive Legierungen). FKM Werkstoffe sind sehr abriebfest und haltbar. Namhafte Anbieter verwenden daher dieses Profi-Material für ihre Motor-Wellendichtringe.

EPDM

EPDM ist ein Ethylen-Propylen-Dien-(Monomer)-Kautschuk
Wellendichtringe aus diesem Material haben eine sehr gute Ozon-, Alterungs- und Witterungsbeständigkeit.
Allerdings ist EPDM nicht ölbeständig und daher für unsere Wellendichtring-Zwecke die komplett falsche Wahl.
Also Finger weg, wenn Ihr Motor/Getriebe oder Hinterachse abdichten möchtet.
EPDM ist allerdings beständig gegen Bremsflüssigkeit. Auch im Bereich Scheibendichtungen usw. ist EPDM das Top-Material.

Hinterachse und Getriebe ?

Wir bieten Wellendichtringe für Achse und Getriebe ebenfalls aus dem Werkstoff FKM an.
Warum ? Nun, wer einmal bei einer längeren Ausfahrt und sommerlichen Temperaturen den unteren Schaltstock seines Opel GT anfasst, der wird sich fast die Finger verbrennen.
Die Temperaturen, die hier anliegen, sind tatsächlich nicht zu unterschätzen.
Ähnlich sieht es am Hinterachseingang aus. Dabei ist es nahezu unerheblich, ob es sich um ein OHV-Modell handelt oder um einen größeren CIH.
Ordentlich heiß sind sie beide....und das nicht nur vom Aussehen.

Hochwertige FKM - Radial Wellendichtringe. Abgestimmt auf den jeweiligen Einsatzbereich